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Frank Zander: "Doch eines weiß ich ganz gewiß, ich bin immer noch der Alte"

Foto: © Manfred Esser
Foto: © Thomas Nitz
Foto: © Thomas Nitz
Cover vom aktuellen Album "Immer noch der Alte" 2015; Zett-Records; www.frank-zander.de

 

1974 erschien bei Hansa eine Single, die heute ein absoluter Klassiker ist: "Ich trink' auf dein Wohl, Marie". Name des Künstlers: Frank Zander ( geb.

04. Februar 1942). Die Single war ein Hörspiel mit Farbfilm. So gekonnt interpretiert, daß man beim Zuhören nicht um die Überlegung herumkam, ob sich der arme Kerl, der da einen bitterbösen, verzweifelten Abgesang einer gescheiterten Beziehung vortrug, noch während des Erzählens restlos und bis in alle Ewigkeit im Alkohol ertränken würde. Wer Frank Zander, der ursprünglich eine Ausbildung als Grafiker absolvierte, mit diesem Titel dann in diversen TV-Sendungen, wie "Disco" mit Ilja Richter gesehen hat, bekam zum Song nun auch die perfekte Bühnendarstellung des Liedes mit der Ohrwurm-Garantie geboten. Was anfangs einigen noch wie lustiges Geblödel erschien, wurde im Laufe der Zeit korrigiert. Hier hatte man es mit einem Künstler zu tun, der sein Handwerk verstand. Mit "Berliner Schnauze" und immer geraderaus. Auf der B-Seite von "Ich trink' auf dein Wohl, Marie" befand sich der allererste Deutsch-Rap "Ur-Ur-Enkel von Frankenstein". Dieser Titel avancierte zu einem Dauerbrenner sämtlicher Radio-Wunsch-Hitparaden und zählt heute zu den Frank Zander-Musik-Perlen schlechthin. 1975 veröffentlichte er sein erstes Album "Wahnsinn" (Hansa), welches aus einer Mischung aus Musik und Sketchen bestand. Auf der LP waren auch die Singles und Hits vertreten von "Disco Polka" über "Ich trink' auf dein Wohl, Marie", dem "Ur-Ur-Enkel von Frankenstein" und dem sehr gelungenen Sketch "Der Dealer". Unzählige weitere Singles und Alben folgten.

 

41 Jahre später erscheint nach dem letzten Album "Typisch Wassermann" (2012; Zett-Records) sein nächstes Werk. "Immer noch der Alte". Und wenn man sich die elf regulären Titel dieses vielschichtigen Albums anhört, dann kann man dem Album-Titel nur lächelnd zustimmen. Frank Zander klingt immer noch wie Frank Zander. Und das im positivsten Sinne. Musikalisch reihen sich die unterschiedlichsten Stilrichtungen auf dem Longplayer aneinander und zeigen, daß verschiedene Genres nebeneinander bestehen können. Das Eine schließt das Andere nicht aus. Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiss, denn das Leben ist bunt. Bunt sind auch die Themen, die Zander auf dem Album anspricht. Pardon: Besingt.

 

Foto: © Thomas Nitz; Frank Zander 2012

 

Da ist natürlich zum einen die erste Single-Auskopplung "Immer noch der Alte". Namensgeber für's gesamte Album. "Zeiten kommen, Zeiten geh'n - denn die Zeit bleibt niemals steh'n...", heißt es im Intro zum Song. Hört man die rauchig, kratzige Reibeisen-Stimme von Herrn Zander, denkt man unweigerlich, daß die Zeit hier aber eine Ausnahme gemacht hat. Klingt immer noch wie früher. Wie damals. Also das ist schon noch die "alte". Stimme versteht sich. Der Opener lädt ein, sich mit Freude auf die folgenden Hörerlebnisse einzulassen.

 

Beschwingt schwingt "Angelina" (deutsche Version vom Harry Belafonte-Klassiker, ursprünglich 1953 von Irving Burgie geschrieben) als Anspieltipp Nummer zwei herbei. Weiter tanzen und sich gedanklich in wärmere Gefilde zu versetzen. Klingt nach Sonne, Strand und nach mee(h)r.

Ernster und nachdenklicher wird es bei der aktuellen Single-Auskopplung "Nichts ist mehr so, wie es 'mal war". Im Original "I wanna wake up with you" von Boris Gardiner 1986 gesungen. Eine Geschichte, die das Leben schrieb und jeden treffen kann. Jemand, der alles im Leben hatte und nichts ausgelassen hat. Dann der tiefe Fall. In die Obdachlosigkeit. Und plötzlich ist nichts mehr so, wie es 'mal war. Am Rand der Gesellschaft, in der es jetzt keinen Platz mehr gibt. Das neue Zuhause ist die Parkbank und das Wissen, daß man nun nirgends mehr dazugehört. Ohne Moos nix' los. Geld, bzw. das Fehlen des Geldes, führt eine andere Realität vor Augen. Nämlich die, daß ohne Geld unser Leben grundsätzlich in Frage steht. Was bin ich ohne Geld? Wer bin ich ohne Geld? Wer steht noch zu mir, wenn ich keinen einzigen Cent mehr besitze? Was kann ich ohne Geld überhaupt noch tun? "Die Würde des Menschen ist unantastbar", heißt es im Artikel 1 des Grundgesetzes. Auf der Straße leben ist eine Realität, die jeden von uns (be-)treffen kann. "...all die aufgemotzten Stadtgesichter lassen einen wie dich hier nicht mehr zu..."

 

Titel Nr.7 "Lass nie los" und Anspieltipp Nummer drei, ist ein unglaublich kraftvoller und rockiger Song mit einer schönen Botschaft: "Lass nie los, bleib' auf dem Weg..." Auch wenn der Weg steinig ist, geh' deinen Weg. Dem ist nichts hinzufügen.

 

Wenn Frank Zander seine Felle bei der Damenwelt wegschwimmen sieht, dann ist mit Sicherheit Caruso daran schuld. Naja, also "Fast schon wie Caruso". Und warum sollte man(n) Caruso oder, sorry, "Fast schon wie Caruso" zuhören? "...mit dieser Stimme man(n)ohman(n), macht er die schönsten Frauen an..." Und warum sollte man als weibliches Wesen bei diesem Lied reinhören? "...er rührt den Pizzateig und singt aus voller Brust..." Pizza kommt drin vor und Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.

 

Foto: © Manfred Esser; Frank Zander 2012

 

Die typische "Berliner Schnauze" bekommt gleich einen ganzen Song. "Dit is Berlin". Frank Zander durchstreift den Humboldhain, das Wrangelkiez, Hellersdorf und überhaupt die ganze Stadt und kommt zu dem Schluß "...dit looft so in mir rin..." Und überhaupt ist man mit diesem Rock-Pop-Song so richtig mittendrin. In Berlin.

 

Gespenstisch und musikalisch "bedrohlich" wird es bei dem "Juror". Dem Gott aller Castingshows. "...er drückt auf den Buzzer grün oder rot - und du bist jetzt weiter oder tot..." Castingshows sind TV-Unterhaltungsformate. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Die große Superstar-Karriere sollte man hier nicht erwarten. Frank Zander macht in Zander-Manier auf humorvolle Weise deutlich, wie viel Macht der Juror in solch einer Sendung hat. Macht heißt aber bekanntlich nicht: Immer recht zu haben. Sehr schönes Element in dem Song ist der Kindergesang, der fröhlich singt: "...lalalalalala bald ist unser Papi wieder da..." und am Ende des Liedes hofft: "...bald ist unser Papi Superstar..." "Nein! - ich bin's der Juror, der alles entscheidende..."

 

Insgesamt befinden sich dreizehn Songs auf dem überaus lohnenswerten Album, welches mit einer stimmigen Mischung aus Schlager, Pop und Rock aufwartet. Drei Remixe von "Immer noch der Alte", "Angelina" und "Marlene" sind zusätzlich zu hören. Frank Zander steht seit gut 50 Jahren auf der Bühne und hat nichts verloren, von dem, was ihn als Künstler ausmacht. Er versprüht auch mit 73 Jahren immer noch diesen Berliner Charme. Authentisch, mit Humor und Herz. Dieses Album, welches als CD, Mp3-Download und auch als Vinyl am 27.11.2015 überall im Handel erhältlich ist, ist ein klares MUST-HAVE!

 

Ich bedanke mich recht herzlich bei Marcus Zander für den freundlichen Kontakt!

 

FRANK ZANDER im Netz:

 

www.frank-zander.de

 

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© Daniela Herbig